Im vorangegangenen Artikel ging es darum, warum und wie ein Pferd mit aktiver Hinterhand geritten wird. Nun stellt sich beim Reiten vielleicht die Frage: „Mache ich es richtig, läuft mein Pferd nun aktiv von hinten?“. Hier eine Erläuterung der Hauptmerkmale, um sich selber zu prüfen sowie das eigene Auge beim Beobachten vom Boden aus zu schulen.
Beim Reiten:
- Tritt das Pferd schön unter den Schwerpunkt, wird sich der Rücken aufwölben und losgelassen schwingen. Der Reiter hat dann das Gefühl, dass das Pferd ihm mit dem Rücken „entgegen“ kommt“. Achtung! Das Pferd mag den Rücken auch nur dann aufwölben, wenn der Sattel passt! Sonst drückt es ihn nach unten weg, was natürlich kontraproduktiv ist.
- Das Pferd zeigt eine Bergauftendenz und der Reiter hat das Gefühl, dass das Pferd vor ihm (also ab Widerrist zum Genick hin) wächst.
- Der Reiter spürt eine deutliche Verbesserung der Sitzqualität im Trab und Gallop. Das Pferd gibt ihm das Gefühl, dass es ihn mitnimmt. Es kommt dem Reiter einfacher und somit bequemer und weniger anstrengend vor, die Gangarten zu sitzen.
- Die Verbindung zum Pferdemaul, also das Gefühl in der Hand, ist weich und fein. Das Pferd reagiert auf kleinste Einwirkungen der Reiterhand.
Vom Boden aus betrachtet, gelten folgende Kriterien:
- Die Vorder- und Hinterbeine bilden im Schritt und Trab jeweils ein Dreieck. Diese beiden Dreiecke müssen gleich groß sein. Betrachtet werden die Dreiecke, die sich bei maximaler Entfernung der diagonalen Beinpaare bilden (s. Bild 1).Häufig ist das vordere Dreieck größer, dann läuft das Pferd auf der Vorhand (s. Bild 2). Um dies zu erkennen, ist es hilfreich Pferd und Reiter zu filmen und das Video in Zeitlupe an zu sehen oder ein entsprechendes Standbild zu analysieren.
- Die Röhrbeine des diagonalen Beinpaares müssen parallel sein (z.B. vorderes, rechtes Bein und hinteres, linkes Bein, s. Bild 1 grüne Linien).Oft sieht man in der Trabverstärkung, dass Pferde das Vorderbein spektakulär hoch schmeißen, jedoch „kommt die Hinterhand nicht hinterher“. Das heißt, die Hinterbeine treten nicht unter den Schwerpunkt und die Röhrbeine sind nicht parallel.
- Man denke sich eine senkrechte Linie durch die Mitte des Reiters. Dort wo die Linie auf den Boden trifft, befindet sich der Schwerpunkt des Pferdes. Der Hinterhuf muss möglichst weit an diesen Punkt heran treten, am besten jedoch den Punkt treffen (s. Bild 3).
- Bei richtig abfußender Hinterhand und somit aufgewölbtem Rücken zeigt das Pferd unter dem Reiter eine Bergauftendenz (s. Bild 3, Negativbeispiel Bild 4).
- Durch das vermehrte Treten in Richtung Schwerpunkt, wölbt sich der Rücken auf. Unter dem Reiter ist dies im Lendenbereich sichtbar (Bereich hinter dem Sattel). Das Aufwölben muss immer im Verhältnis gesehen werden. Das heißt, man sieht sich die Rückenform eines Pferdes ohne Gewicht auf seinem Rücken an. Hat ein Pferd einen sehr geraden Rücken, sollte bei korrektem Reiten tatsächlich eine geringe Aufwölbung hinter dem Sattel zu sehen sein. Hat ein Pferd einen recht geschwungenen Rücken (negativ ausgedrückt:etwas nach unten hängend), sollte die Partie hinter dem Sattel zumindest höher sein, als im Ausgangszustand (s. Bild 5 und 6). Je mehr Versammlung ein Pferd zeigt, desto mehr wölbt sich der Rücken des Pferdes auf.